«Ich lebe Selbstbestimmung bis zur Grenze meiner Behinderung.»

Daniel Rickenbacher

Daniel Rickenbacher

Unser bfzs-Mitglied Daniel Rickenbacher schreibt in seinem Blog spannende Geschichten aus seinem nicht ganz alltäglichen Alltag mit einer #CerebralParese (CP).

Mein erster Arbeitstag

Am 5. Mai 2020 war mein erster Arbeitstag bei Active Communication. Leider nicht vor Ort in Steinhausen, sondern von Zuhause aus per Video-Besprechung. Ich wurde offiziell begrüsst und lerne meine zukünftigen Aufgaben kennen. Dieser Tag war für mich sehr speziell - ein langjähriger Traum nahm an diesem Tag seinen Anfang. Meine Freude war so gross, dass ich in der darauffolgenden Nacht kaum einschlafen konnte. Obwohl ich als Botschafter schon lange ein Teil von AC bin, durchdrang mich ein unbeschreibliches Gefühl. Ich darf bei der Firma arbeiten, die zu einem grossen Teil mein Leben, so wie ich es jetzt leben kann, ermöglicht hat. Mit viel Freude werde ich meinen Teil zu unserer Mission WE INTEGRATE. ACTIVE beitragen.

Wohnen in Corona Zeiten

Aufgrund der Corona-Krise wohne ich nach wie vor in Illgau bei meiner Familie. So lange hier zu sein bedeutet für mich auch, dass ich nicht in die Physiotherapie gehen kann. Doch wenn ich wieder in meiner Wohnung bin, muss ich teilweise ohne Assistenz allein zurechtkommen. Es sind dann keine Eltern mehr da, die ich rufen kann (was momentan sehr bequem ist ????)

Daniel Rickenbacher stehend im Rollator

Daniel Rickenbacher stehend im Rollator

Seit einiger Zeit gehe ich etwa an fünf Tagen pro Woche je ca. 45 Minuten mit meinem Rollator spazieren. Meine Schwester, die gleichzeitig auch meine Assistentin ist, begleitet mich dabei. "Seit wann kannst du denn so zu Fuss gehen?" fragen mich die Menschen im Dorf. Sie kennen mich fast nur im Rollstuhl. Am Donnerstag, 7. Mai, war ich eine Stunde und 15 Minuten zu Fuss unterwegs - das ist der Rekord! Laufen stärkt meine Muskeln, regt die Durchblutung an und fördert meine Koordination. Auch die Transfers mache ich oft allein, damit ich bereit bin, wenn ich Ende Mai wieder in meine Wohnung nach Luzern zurückkehre.

Leben mit Assistenz

Um auch in meiner eigenen Wohnung die sozialen Kontakte möglichst bescheiden zu halten, konnte ich aus meinem 14-köpfigen Assistententeam ein Kernteam von drei Personen zusammenstellen.

Gerne möchte ich euch meine Rolle als Arbeitgeber vorstellen: Was sind meine Aufgaben? Der IV-Assistenzbeitrag ist so aufgebaut, dass ausschliesslich Privatpersonen angestellt werden können. Also musste ich meine Assistenten selbst suchen. Die IV hat mir ein Muster eines Arbeitsvertrages zur Verfügung gestellt, welches ich nach meinen Bedürfnissen anpassen konnte. Die Procap hat mich dabei unterstützt. Schon 1.5 Jahre vor meinem Umzug begann ich, mir folgende Gedanken zu machen: Wann brauche ich Hilfe?, Wo brauche ich Unterstützung, Was kann ich noch dazu lernen?

Aus diesen Überlegungen erstellte ich einen Grundplan ohne Namen. Meine Assistenten teilen mir dann mit, wann sie arbeiten können. Anschliessend nehme ich die Personaleinteilung vor und versende den definitiven Arbeitsplan. Ab diesem Zeitpunkt sind die Assistenten selbst für ihre Dienste verantwortlich. Dies bedeutet, dass Sie bei Dienstverhinderung innerhalb des Teams selbst Ersatz suchen müssen.

Fortsetzung folgt

Auf Daniel's Blog geht es im Juni mit diesen Themen weiter:

Wie erstelle ich die Assistenzabrechnung?

Wie wird die Rückkehr nach Luzern in meine Wohnung?

Wird der Arbeitsstart im Juni in Steinhausen möglich sein?

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