Weshalb ich selbständig wohnen dem Heim vorziehe?

Die Vorzüge des Heimes

Heidi Vogel

Heidi Vogel

Nach meiner Ausbildung in den Schulungs- und Wohnheimen Rossfeld wollte ich im Wohnheim wohnen. Die Umstellung von der Lehre in die Arbeitswelt war gross und wenn sich zusätzlich die Wohnsituation gewaltig verändert hätte, wäre ich überfordert gewesen. Zudem wollte ich eigentlich gar nie mehr den Schutz und die Geborgenheit, die ein Heim boten, verlassen.

Der Wunsch nach mehr Selbstständigkeit wächst

Doch nach ein paar Monaten machte sich in mir der Wunsch nach mehr Selbständigkeit und Freiheit breit. Das Wohnen im Wohnheim war nicht unerträglich. Aber es war wohl besser, es gar nicht so weit kommen zu lassen, dass ich sagte, ich wolle um jeden Preis ausziehen. Mein erster Antrag zum Ausziehen wurde abgelehnt, doch etwa ein Jahr später durfte ich mich auf Wohnungssuche begeben. Ich wollte in einer kleinen Wohnung und nicht etwa in einer Wohngemeinschaft leben. Es war mir unter anderem wichtig, das Badezimmer nicht mit vielen Personen zu teilen. Ich stellte dann fest, dass die Zeit viel schneller vorbeiging. Im Wohnheim war mir nicht direkt langweilig gewesen, doch zu wenig Zeit hatte ich nie.

Nun stand ich vor neuen Herausforderungen

Ich musste zum Beispiel selber waschen. Doch das lernte ich schnell. Und für die Mahlzeiten konnte ich nicht mehr einfach ein paar Schritte in den Speisesaal machen, was ich aber schon lange nicht mehr tat. Ich wusste, dass ich in der Wohnung nicht kochen würde. Denn was man kochte, musste man ja auch essen. Ich weiss genau, welche Situation zu meinem Essproblem geführt hat. Einmal behauptete jemand, ich hätte dieses Problem, seit ich alleine wohne, doch das stimmt überhaupt nicht. Nach einiger Zeit erhielt ich Arbeit in meinem Heimatdorf. Das freute mich sehr. Nun wechselte ich die Arbeitsstelle und die Wohnung gleichzeitig. Es war klar, wie ich wohnen würde: Im Haus meiner Schwester hatte es ein Studio. Das war für mich ideal: Ich konnte für mich sein und im Notfall bei der Schwester Hilfe holen. Von dieser Möglichkeit machte ich aber eher selten Gebrauch. Ich schätzte die Selbständigkeit. Ich war eine normale Mieterin und nicht etwa eine Untermieterin (weil ich unterhalb der Schwester wohnte). Nach einigen Jahren zog ich aber wieder um, diesmal nicht freiwillig: Die Vermieter schafften sich Hühner an, der Hühnerferch war direkt vor meinem Schlafzimmerfenster, und ich fürchtete, es wäre nur eine Frage der Zeit, bis es zu stinken beginnt. Ich fand nur wenige Gehminuten entfernt eine neue Mietwohnung. Ich bereue diesen Wechsel nicht. Die Wohnung ist kleiner, aber das ist mir egal. Ich war schon immer eher ein Einzelgänger.

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